Med-Café: Sprachtraining für Ärztinnen und Ärzte
Das Med-Café ist ein neuer Treffpunkt für ausländische Ärztinnen und Ärzte im Bürgergeldbezug, die in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg arbeiten möchten. Sie befinden sich alle im Anerkennungsverfahren für ihre Berufszulassung. Das Med-Café wurde vom Jobcenter Schwarzwald-Baar-Kreis gemeinsam mit dem Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis und dem Welcome Center Schwarzwald-Baar-Heuberg ins Leben gerufen. Das Projekt nimmt am Wettbewerb zum Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg teil.
Villingen-Schwenningen. Von der Augenheilkunde über Kinder- und Jugendmedizin bis zur Zahnmedizin – diese und viele weitere medizinische Fachrichtungen sind bei den Teilnehmenden im Med-Café vertreten. Die rund 30 Männer und Frauen kommen unter anderem aus Afghanistan, Syrien oder der Ukraine und haben in ihrer Heimat viele Jahre Berufserfahrung in Praxen und Kliniken gesammelt. Sie haben ein gemeinsames Ziel: Einen beruflichen Neuanfang in der Region und möglichst schnell wieder eine ärztliche Tätigkeit ausüben.
Wartezeit sinnvoll überbrücken
Um in Deutschland arbeiten zu dürfen, müssen Mediziner ihre ausländische Berufsqualifikation anerkennen lassen. Dieser Anerkennungsprozess kann sich über mehrere Monate erstrecken. Die Teilnehmenden des Med-Cafés erhalten finanzielle Unterstützung durch das Jobcenter Schwarzwald-Baar-Kreis, welches die Ärztinnen und Ärzte im Bürgergeldbezug betreut. Marc Schretzlmaier, Bereichsleiter Markt und Integration beim Jobcenter, erklärt die Idee zum Med-Café: „Sprachbarrieren und lange Anerkennungsverfahren erschweren den Wiedereinstieg in den ärztlichen Beruf für unsere Kundinnen und Kunden. Genau hier setzt das Med-Café an - ein Begegnungsraum für Ärztinnen und Ärzte, um die Fachsprache zu verbessern und sich mit wichtigen Akteuren im Gesundheitswesen zu vernetzen.“ Im Fokus stehe dabei, das Potenzial an Fachkräften zu sichern und einen Beitrag für die künftige ärztliche Versorgung zu leisten.
Brücke zur beruflichen Integration
Im Landratsamt in Villingen treffen sich die Teilnehmenden ein- bis zweimal im Monat, um medizinische Fachthemen zu besprechen, berufsbezogenes Deutsch zu trainieren und Kontakte zu knüpfen. Durch die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten, Pflegeeinrichtungen und Kliniken werden Hospitationen und Praktika vermittelt.
Helfen, nicht helfen lassen
Die Kinderärztin Oleksandra Hrekova aus der Ukraine ist eine der Teilnehmenden des Med-Cafés: Neben der Vorbereitung auf die Fachsprachprüfung C1 arbeitet sie zusätzlich in Teilzeit als Helferin in einer Bräunlinger Arztpraxis. „Ich bin sehr zufrieden, denn mit der Tätigkeit kann ich meine Kenntnisse der medizinischen Fachsprache verbessern.“ Sie hat über das Jobcenter Kontakt zu Viktoria Plieshkova und Iryna Zaginei geknüpft, die sich ebenfalls im Anerkennungsverfahren ihrer Berufsqualifikation befinden. Viele der Teilnehmenden arbeiten ehrenamtlich oder nutzen Online-Kurse, um sprachlich am Ball zu bleiben.
Methap Erdal aus der Türkei hat ihre medizinische Fachsprachprüfung 2024 erfolgreich absolviert. Sie ist Allgemeinmedizinerin, hat bereits in einer Hausarztpraxis vor Ort hospitiert und wartet auf die Anerkennung ihrer Fachbezeichnung, um in vollem Umfang als Ärztin tätig sein zu können. Sie befindet sich seit 16 Monaten im Anerkennungsverfahren und hat schon viele Bewerbungen versendet: „Ohne Approbation eine Arbeitsstelle zu bekommen ist fast unmöglich“, ist die Erfahrung der Ärztin. Aber die Mutter zweier Kinder bleibt zuversichtlich: „Ich möchte schnell wieder selbst helfen, anstatt Hilfe zu bekommen.“ Ilona Kelemen von der Koordinierungsstelle des Integrationsmanagements des Landratsamtes bekräftigt: „Es ist wichtig, motiviert zu bleiben. Der Austausch im Med-Café auf fachlicher Augenhöhe hilft dabei.“
Wertvolle Kontakte in die Praxis
Beim Med-Café waren unter anderem Dr. Hatem Saleh, Leiter des Gesundheitsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis; Kerstin Pahlke, Koordinatorin des Weiterbildungsverbundes Allgemeinmedizin des Gesundheitsamtes; Tobias Scherer, Schulleiter des Landesschulungszentrums für Gesundheitsberufe des DRK und Professor Dr. Eike Walter, früherer Direktor der Klinik für Innere Medizin in Donaueschingen zu Gast. Sie besprachen Einzelfälle mit den Teilnehmenden und stehen ebenso wie Frau Dr. Grässlin und Herr Dr. Löttrich als sprachliche Trainingspartner zur Verfügung.
Teilnahme
Das Med-Café findet alle zwei Wochen in den Räumlichkeiten des Landratsamtes statt. Interessenten können sich bei Jutta Himmelsbach unter der Nummer 07721 209-704 oder llona Kelemen unter der Nummer 0172 5849973 melden. Neben dem Welcome Center und dem Gesundheitsamt Schwarzwald-Baar-Kreis begleiten Ilona Kelemen von der Koordinierungsstelle Integrationsmanagement und Jutta Himmelsbach vom Jobcenter Schwarzwald-Baar-Kreis das Projekt.